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Unweit von Slonim, in 14 km Entfernung, befindet sich einer der berühmtesten Orte in Belarus: Shyrowitschy.
Vor etwa zehn Jahren wurde hier feierlich der fünfhundertjährigen Gründung von Shyrowitschy gedacht, oder genauer: daß hier Hirten die wundertätige Ikone der Gottesmutter erschien.
Die Legende beschreibt, daß einst Hirten hier ihre Herde hüteten und plötzlich einen hellen Schein erblickten, der von einem alten Birnbaum ausging, wo sich die Ikone befand. Als sie darüber im Dorf berichteten, lachte man dort nur über die jungen Burschen. Nachdem sie aber das Wunder mit eigenen Augen gesehen hatten, wurde es in der ganzen Gegend bekannt. Die Ikone aber nahm man vom Baum herunter und bewahrte sie mit großen Ehren so lange auf, bis A.Soltan, der Besitzer der Shyrowizkaja pustscha, an der Stelle, wo man die Ikone gefunden hatte, eine hölzerne Kirche erbaute. Nach eineinhalb Jahrhunderten, im Jahre 1613, baute hier der neue Besitzer von Shyrowitschy, der Smolensker Kastellan Jan Mialeschka eine Steinkirche und lud Mönche aus dem Orden des hl.Basilius, Basilianer, hierher ein.
In der Nähe der Ikone geschahen Wunder: Sie heilte Schwerkranke, machte einige Blinde wieder sehend. Und allmählich wurde die Ikone der Gottesmutter von Shyrowitschy eine der am meist verehrten Ikonen des litauischen Großfürstentums, - und später in der Rzeczpospolita.
Hierher kamen zur Verehrung der Ikone praktisch alle Könige der Rzeczpospolita, - außer einem: Michal Wischniawezki. Und der war einfach zu schwer krank. Bei Katholiken konnte mit diesem Ort, was den Reichtum und die Vornehmheit anging, Ende des XVII. Jahrhunderts bestenfalls die Kirche der Gottesmutter von Tschenstachou mithalten.
Hier aber entstanden nacheinander verschiedene Kirchen. Die wichtigste und prunkvollste ist die Maria Himmelfahrtskirche (Uspenski sabor), die 1650 im Barockstil erbaut wurde. Architekten vertreten die Auffassung, daß ihr Altarbereich einmalig sei, denn der apsidiale Abschluß des Mittelschiffes hat hier in der Vertikalen eine abgestufte teleskopartige Struktur. Gegenüber, auf der anderen Seite des kleinen Platzes, steht eine kleine Kapelle. Ganz oben auf ihr kann man ein für einen zeitgenössischen orthodoxen Bau untypisches Zeichen erkennen: ein Auge in einem Dreieck.
Zu dem Komplex des Basilianerklosters von Shyrowitschy gehörten eine Kirche der Gotteserscheinung (Bogajaulenskaja zarkwa), 1769 erbaut, und ebenfalls eine Kreuzerbauungskirche (Kryshausdwishanskaja zarkwa) aus demselben Jahr. Beide sind im Barockstil errichtet. Aber im Inneren der Kreuzerbauungskirche gibt es eine ganz eigentümliche Besonderheit: Ihr Inneres ist gleichsam wie "eine Kirche in einer Kirche" gebaut, - eine sogenannte Kalvarienkirche. Sie imitiert gleichsam die Pilgerreise Christi nach Jerusalem. Besucher wähnten sich, wenn sie in diese Kirche hinaufstiegen, wie auf Golgatha; aber herab stiegen sie auf Stufen, die an Bildnissen an den Wänden entlang führten, was die an eines großen Raumes und Umfangs schuf. Gläubige gerieten hier regelrecht in Ekstase, sie kamen aus allen Teilen von Belarus hierhin, um zu bekennen, Trost zu finden . . .
Außerdem war hier auch ein Priesterseminar, das - zunächst uniert, später orthodox - die Zeiten der Verfolgungen überlebt hat und erhalten geblieben ist.
Zwischen der Kathedrale und den Klosterzellen fand die 1769 errichtete Gotteserscheinungskirche ihren Platz. Außer den erwähnten Kirchen und dem Gebäude des Priesterseminars gehörten zu dem Gesamtkomplex des Klosters der Wohntrakt, der Speiseraum der Mönche, ein Krankenhaus und ein Gemüsegarten.
Die wundertätige Ikone befindet sich jetzt in der Maria Himmelfahrtskirche. Es ist eine kleine steinerne Ikone mit Schnitzereien, mit einem Beschlag aus getriebenem Silber darüber, im Stile des Barocks. Die Holzschnitzereien auf der Ikonenwand um die Ikone leuchten in goldenen Farben, und mit leichten, hellen Farben ist das Fresko "Spas Pantakrator" gemalt.
Im nordwestlichen Bezirk von Shyrowitschy steht - auf einem Friedhof - eine einfache Kirche aus Holz, die Georgskirche (Georgijeuskaja zarkwa). Sie wurde am Ende des XVIII. Jahrhunderts erbaut. In der Ikonenwand gibt es hier die interessante Ikone "Georgij Peramoshza" (Sieger).
Eine weitere Sehenswürdigkeit von Shyrowitschy ist eine Quelle mit "geheiligtem Wasser". Hierhin kommen, besonders im Sommer, viele Leute, um von dem Wasser zu trinken oder in ihm ihre kranken Arme und Beine zu baden.
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© 1996 W. Ipatawa
© 1996 F.Bubner (Deuthsche Übersetzung)